18.07.2024
Blienert: „Gedenktag steht für Solidarität mit suchtkranken Menschen und ihren Familien“
Am Sonntag, 21. Juli, ist der 27. Nationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende. Bundesweit laden zahlreiche Veranstaltungen wie Gottesdienste, Gedenkminuten und weitere Aktionen zum Innehalten und Gedenken an die Menschen ein, die an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben sind. 2023 gab es nochmals einen Anstieg auf 2227 Tote im Zusammenhang mit dem Gebrauch illegaler Drogen bundesweit, das ist der höchste seit fast zwanzig Jahren. Hinzu kommen etwa 150.000 Menschen, die jedes Jahr an den Folgen von Tabak und Alkohol sterben.
Der Beauftragte für Sucht- und Drogenpolitik Burkhard Blienert ist am Vortag in München unterwegs. Er sieht hinter den nüchternen Zahlen vor allem „die einzelnen, tragischen Schicksale, die insbesondere Familie, Freunde und Bekannte schmerzlich treffen. Sie alle verlieren einen geliebten Menschen: Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Kind oder auch den tollen Kumpel. Das reißt für manche eine lebenslange Lücke. Natürlich werden wir nie verhindern, dass Menschen Drogen probieren. Aber es ist höchste Zeit, dass wir vorankommen mit dem bereits eingeläuteten Paradigmenwechsel in Politik und Gesellschaft. Pragmatische Suchtpolitik hat stets den Menschen im Blick: Sie setzt bei den Konsumierenden weniger auf Strafe, sondern versucht Menschen stark zu machen, zu schützen und zu helfen, wenn es Probleme gibt. Wir sollten Drogenkonsum als das ansehen, was er ist, ein Problem für die öffentliche Gesundheit. Und wir müssen uns immer wieder klar machen: Niemand sucht sich aus, dass er suchtkrank wird. Das Ganze hat oft eine lange Vorgeschichte. Das muss allen bewusst sein; wir müssen aufhören, Menschen mit Suchtproblemen an den Rand der Gesellschaft abzuschieben.“
Dafür brauche es Anstrengungen von allen Seiten – in den Kommunen, den Ländern, im Bund und auch bei den Sozialversicherungsträgern, um für mehr Prävention, mehr Gesundheitsschutz und noch zielgenauere Beratung und Therapie zu sorgen. Das heißt auch, weitere Einsparungen bei der Suchthilfe sollten ein absolutes Tabu sein. Der Bundesdrogenbeauftragte dankt den vielen engagierten Menschen in der Präventionsarbeit, in der Suchthilfe, in den Beratungs- und medizinischen Einrichtungen. Sie alle kommen häufiger denn je an ihre Grenzen des Leistbaren: „Sie alle sind wichtige Helferinnen und Helfer in schwierigen Lagen und verdienen Respekt und Hochachtung. Und sie alle sind zur Stelle, wenn es im Leben anderer Menschen lichterloh brennt. Dafür meine Anerkennung und mein Dank! Zugleich hoffe ich, dass wir den jetzt eingeschlagenen Weg der neuen Sucht- und Drogenpolitik – weg von pauschalen Verboten, hin zu mehr Verständnis, Schutz und Hilfe – auch weiterhin gemeinsam gehen“, sagt Burkhard Blienert anerkennend für das bundesweite Engagement.
Erstmals veranstaltet wurde der Gedenktag 1997, initiiert von einer Mutter eines drei Jahre zuvor an Drogen verstorbenen jungen Mannes aus Gladbeck.
Termine des Bundesdrogenbeauftragten:
Freitag, 19.07.:
10.00-11.00 Uhr: Nichteinweihung eines Drogenkonsumraums in München, Frauenhoferstraße 21, Kunstinstallation der Deutschen Aidshilfe
11.30-13.30 Uhr: Teilnahme an der Kundgebung zum Gedenktag für Drogentote auf dem Marienplatz München, Grußwort gegen 11.35 Uhr
14.30 Uhr: Besuch und Hintergrundgespräch L43 von PROP e.V., Landwehrstraße 43 Rgb, 80336 München