Heute wurde der „Trendspotter“-Bericht zu Synthetischen Opioiden in Deutschland veröffentlicht (PDF zum Download: https://mindzone.info/wp-content/uploads/2025/01/NEWS-Trendspotter_Synth_Opioide.pdf). Die „Trendspotter“-Berichte des Instituts für Therapieforschung (IFT) dienen dazu, eine erste Einschätzung von Entwicklungen beim Drogenkonsum zu geben.
Die Europäische Drogenagentur (EUDA) hatte im Juni 2024 berichtet, dass die Stoffgruppe der Nitazene, die zu den synthetischen Opioiden zählt, im Jahr zuvor in mehreren europäischen Ländern bereits zu mehr als insgesamt 150 Todesfällen geführt habe.
Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund von Berichten aus Deutschland über einen Anstieg des Konsums opioidhaltiger Schmerzmittel wurden für den „Trendspotter“-Bericht Expertinnen und Experten der Suchthilfe zu Konsum und Verbreitung befragt.
Anlässlich der Veröffentlichung hatte Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, zu einem Pressegespräch mit Dr. Ulrike von Arnim, Notaufnahme-Chefärztin im Vivantes-Klinikum in Berlin-Neukölln, eingeladen.
In der Notaufnahme des Klinikums werden regelmäßig Opioid-Überdosierungen behandelt. Seit einiger Zeit mischten sich zu den bisher üblichen Verursachern wie Heroin und opioidhaltigen Schmerzmitteln auch extrem hochdosierte synthetische, „Neue psychoaktive Substanzen (NPS)“-Opioide wie Nitazene, so die Notaufnahme-Chefärztin Dr. von Arnim.
Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter, sagte dazu: „Die Lage in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der in den USA und Kanada, aber wir müssen uns trotzdem auf eine Zuspitzung der Lage vorbereiten, auf möglicherweise mehr Drogennotfälle und vor allem auch, dass mehr Menschen zu allem greifen, was der Markt hergibt und billig ist.“
Entscheidend sei, neben einer Stärkung der Prävention und des Suchthilfesystems auch die Reaktionsfähigkeit aller beteiligten Stellen zu unterstützen. Hierzu müsse ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem für insbesondere synthetische Opioide eingerichtet werden. Valide Daten müssen frühzeitiger vorliegen, um auch die Konsumierenden schneller warnen zu können. Bereits vorhandene Möglichkeiten zum Schutz vor Überdosierungen – wie Drug-Checking und Drogenkonsumräume – müssten zudem stärker zum Einsatz kommen.
Auch in diesem „Trendspotter“ wird von den Autorinnen und Autoren darauf hingewiesen, dass im „Bereich der Überwachung (…) große Lücken“ bestünden.
Die befragten Expertinnen und Experten berichteten von Veränderungen insbesondere beim nicht-medizinischen Konsum der weniger potenten opioidhaltigen Schmerzmittel (beispielsweise Tilidin, Tramadol, Oxycodon), aber auch Fentanyl, Heroin und NPS-Opioiden wie den Nitazenen.
Letztere würden sowohl absichtlich konsumiert als auch unabsichtlich durch den Konsum gefälschter Medikamente oder gestrecktem Heroin.
Rund zwölf Prozent der befragten Expertinnen und Experten berichteten von einer Zunahme sowohl der Konsumprävalenz als auch der Verfügbarkeit von NPS-Opioiden wie Nitazenen. Laut 29 Prozent der Befragten sei die Konsumprävalenz von Fentanyl teils leicht, aber teils auch stark angestiegen. 25 Prozent sahen einen Anstieg der Verfügbarkeit.
Die „Trendspotter“-Berichte sind Teil des NEWS-Projekts (National Early Warning System), das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird.