04.09.2024
Digitale Angebote sind auch aus der Suchtberatung nicht mehr wegzudenken. Sie sind zentrale Instrumente, um die Zugangsschwellen zu Beratung und Hilfe zu senken. Zumal die digitalen Beratungen niedrigschwellig und anonym sowie teils fachlich spezialisierter sind als manche Beratungsstelle vor Ort. 2022 startete – gefördert durch das Bundesgesundheitsministerium – deshalb die Entwicklungs- und Modellphase der Plattform DigiSucht. Inzwischen stellen
13 Bundesländer den Weiterbetrieb sicher. Heute übernimmt der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert die Schirmherrschaft.
Für Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, „ist DigiSucht vielleicht die Innovation in der Suchtberatung der zurückliegenden zehn Jahre. Deshalb freue ich mich, heute die Schirmherrschaft übernehmen zu dürfen. Lange Zeit wurde an überzeugenden digitalen Lösungen gebastelt, mal besser, mal schlechter. Mit DigiSucht haben wir erstmals eine überzeugende digitale Beratung: mit einheitlichen Standards und einheitlicher technischer Lösung für alle. Wir haben die kostenfreie Onlineberatung als Bund angeschoben und den Aufbau bezahlt; die Länder haben nun die gemeinschaftliche Finanzierung übernommen. Damit ist ein wichtiger Schritt gemacht – und ich will dieses Gemeinschaftsprojekt nach Kräften unterstützen, auch weiter zu wachsen. Gut wäre, wenn sich bald alle 16 Länder bei DigiSucht engagieren, weil die digitale Plattform eine echte Alternative sein kann für die fast zehn Millionen Menschen mit Suchtproblemen und auch für ihre Partner, Kinder, Eltern und Freunde. Wir haben in Deutschland ausgezeichnete Beratungs- und Behandlungsangebote, aber wir erreichen so zu wenig Betroffene.“
Das bestätigt auch Heide Mutter, Landessuchtbeauftragte Berlins, bei einem gemeinsamen Treffen am Berliner Modellstandort der Beratungsplattform bei der Caritas: „Durch die digitale Suchtberatung können wir Zielgruppen erreichen, die wir vorher so nicht erreicht haben – das ist ein wirklicher Zugewinn für die Suchthilfelandschaft in Berlin.“ Blienert hat sich mit Fachleuten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Landes- und Bundeskoordination des Modellprojektes zu den bisherigen Erfahrungen ausgetauscht.
Fabian Leuschner von der Bundeskoordinierungsstelle DigiSucht ergänzt: „Das vergleichsweise jüngere Alter der Ratsuchenden und der größere Anteil von weiblichen Ratsuchenden bei DigiSucht sprechen dafür, dass wir mit dem digitalen Angebot eine andere Zielgruppe erreichen, als mit den klassischen Angeboten vor Ort: Wenn wir Personen mit DigiSucht im Prozess der Suchtentwicklung rund sechs Jahre früher erreichen – und darauf deuten die Daten hin – wäre das ein großer Erfolg.
Ein zentrales Ziel der aktuellen Projektphase ist die Verbesserung der Sichtbarkeit und Auffindbarkeit von DigiSucht. Wir wollen Ratsuchenden deutlich machen: Ihr seid nicht alleine und es gibt professionelle Unterstützung – nur wenige Klicks entfernt. Wir freuen uns deshalb sehr, dass Burkhard Blienert die Schirmherrschaft für DigiSucht übernimmt und zukünftig auch im Rahmen seiner Möglichkeiten auf das Angebot aufmerksam macht.“
Die kostenlose Online-Beratung umfasst Fragen zum Umgang mit Drogen, psychoaktiven Substanzen, Glücksspielen und auch digitalen Medien. Beteiligt sind zurzeit 350 Suchtberatungsstellen mit mehr als
700 Beratenden aus 13 Bundesländern. Ratsuchende können diverse Kommunikationsmöglichkeiten nutzen: Neben Textnachrichten gibt es auch einen Onlinechat und die Möglichkeit für einen Videoanruf sowie die Vermittlung in Vor-Ort-Beratungen. Interaktive Tools ergänzen das Angebot, wie beispielsweise ein Online-Konsumtagebuch.
Aktuell kann in Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland sowie Schleswig-Holstein keine digitale Beratung angeboten werden.
Hier geht’s zur digitalen Plattform: https://www.suchtberatung.digital/