Bundesdrogenbeauftragter: „Wir wissen nicht, ob wir auch in Deutschland Probleme bekommen, dennoch ist konzentrierte Vorbereitung zentral“
Der Drogenmarkt verändert sich sehr schnell, nicht zuletzt durch international agierende Drogenkartelle. Diese bringen immer neue und immer potentere Substanzen auf den Markt. In den USA sterben mittlerweile etwa 100.000 Menschen im Jahr an den Folgen des Konsums synthetischer Opioide, insbesondere Fentanyl. In Fachkreisen werden Szenarien diskutiert, in denen synthetische Opioide in Europa größere Probleme bringen könnten. Um die Lage zu bewerten und Maßnahmen zu identifizieren, die einer etwaigen Krise vorbeugen oder die Risiken reduzieren könnten, hat der Bundesdrogenbeauftragte heute Expert*innen aus Wissenschaft, Gesundheitswesen, Sicherheitsbehörden und der Sucht- und Drogenhilfe ins Bundesgesundheitsministerium eingeladen.
Für den Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert dient das Fachgespräch vor allem der „Vorbereitung auf den Fall der Fälle. Bislang konnten wir in Deutschland mit einem guten System der Arzneimittelkontrolle und einem starken Gesundheits- und Suchthilfesystem verhindern, dass Fentanyl und Co. zu einem Problem werden. Aber der Drogenmarkt ist permanent in Bewegung, sodass wir wachsam sein müssen, um gefährliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Auch wenn nicht mit den Verhältnissen wie in den USA zu rechnen ist, können synthetische Opioide auf dem Schwarzmarkt auch in Deutschland zu sehr vielen Todesfällen führen. Das gilt umso mehr, da wir nicht wissen, welche Folgen etwaige Produktionsrückgänge von Opium in Afghanistan bei uns nach sich ziehen könnten. Heute geht es deshalb darum, wie wir es schaffen, so viele Menschen wie möglich in Substitutionsprogramme zu bringen und wie Drogenkonsumräume und Drug-Checking einen noch größeren Beitrag zur Risikoeindämmung leisten können. Sehr wichtig ist mir, dass wir genau ausloten, wie das Notfallmedikament Naloxon, das Überdosierungen mit Opioiden entgegenwirken kann, endlich überall verfügbar werden kann. Ich bin sehr dankbar dafür, dass heute so ziemlich alle Expertinnen und Experten, die ich eingeladen hatte, nach Berlin gekommen sind. Das ist ein echter Schulterschluss.“
Um die Zusammenarbeit innerhalb der Bundesregierung hierbei zu intensivieren, hat der Beauftragte bereits eine regelmäßig tagende übergreifende Ressortarbeitsgruppe ins Leben gerufen.