Sucht- und Drogenbeauftragter mit Suchthilfeexperten in Drogenkonsumraum
Burkhard Blienert: „Wir müssen mehr tun, um die Nachfrage nach Kokain zu reduzieren“
Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, hat am 6.2.2026 einen Drogenkonsumraum in Berlin-Kreuzberg besucht und dort u.a. Astrid Leicht, Geschäftsführerin von Fixpunkt e.V., und Dr. Heike Zurhold, Forscherin am Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg getroffen.
Hintergrund waren die zunehmende Crack-Problematik in deutschen Großstädten, die seit Jahren steigenden Zahlen der an Drogenkonsum verstorbenen Menschen, die drastische Zunahme der illegalen Einfuhr von Kokain nach Deutschland sowie das Aufkommen synthetischer Opioide.
Astrid Leicht, Geschäftsführerin des Drogenkonsumraums in Berlin-Kreuzberg, berichtete, dass sich in den vergangenen zehn Jahren die Konsummuster der Menschen, die den Drogenkonsumraum aufsuchen, stark veränderten hätten. Während der Konsum von Crack früher die absolute Ausnahme darstellte, würde es nun einen großen Teil der Konsumvorgänge ausmachen. Auch synthetische Opioide seien mittlerweile unter den konsumierten Substanzen.
Dr. Heike Zurhold, die am ZIS zu Kokainkonsum forscht, betonte, die großen Sicherstellungen in den letzten Jahren in Deutschland zeigten, dass Kokainkonsum in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei und sich nicht auf schwerstabhängige Crack-Konsumierende beschränke. Auch Konsum zur Leistungssteigerung etwa während der Arbeit würde nicht den Hauptanteil stellen. Vielmehr mache ein zunehmender Freizeitkonsum den Großteil des Bedarfs aus.
Da viele dieser Konsumentinnen und Konsumenten wenig bis gar keinen Kontakt mit Angeboten der Suchthilfe habe, seien digitale und vor allem neutral gehaltene Informationsangebote wie https://kokainfo.de/ wichtig, um für Gefahren des Konsums zu sensibilisieren und bei Bedarf zu weiterführenden Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten zu vermitteln.
Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, sagte, die Bekämpfung der Organisierten Drogenkriminalität müsse ausgebaut und die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich verstärkt werden.
Dennoch: „Wir werden die riesigen Herausforderungen nicht mit polizeilichen Mitteln allein in den Griff bekommen“, so Blienert. Die Nachfrage müsse mit Präventionsarbeit und einem gut funktionierenden Hilfesystem verringert werden.
Dabei sei ein offener und stigmafreier Umgang mit Drogenkonsum unumgänglich: „Nur Offenheit ermöglicht schnelles Eingreifen, Frühintervention und schnelle Hilfe für Betroffene.“
Wichtig sei zudem, mehr aktuelles Wissen über Verbreitung und Konsum von Substanzen zu erlangen, um die Reaktionsfähigkeit der Hilfesysteme vor Ort zu unterstützen. Neben einem stärken Ausbau der Drug-Checking-Möglichkeiten sei auch ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem notwendig.